Weltweit treibt bald mehr Plastik als Plankton durchs Meer; Wasserschildkröten, Fische und andere Meerestiere sowie Vögel fressen es nicht nur, sondern sterben auch oft daran. Am 23.10.18 fand beim Reinfelder „Grünschnack“ ein Themenabend mit geladenen Gästen und Fachleuten rund um dieses Thema statt.
Auch an der Kant-Schule Reinfeld wurde „Plastikverbrauch senken“ vor Kurzem von einer 11. Klasse thematisiert und von Schülerinnen einer 9. Klasse „Plastik in den Meeren“ als Projektarbeit angekündigt. Ernste Themen – doch einen „Witz“ gab es an diesem Abend auch; mit „Smooth Panda“… Kernfragen des Grünschnacks in Reinfeld waren zunächst:
Wie kann der Plastikverbrauch beim Einkaufen vermieden werden? Und gibt es umweltfreundliche Alternativen?
Organisiert und moderiert wurde der Themenabend von Linda Witte, Vorstandsmitglied des Ortsverbandes der GRÜNEN Reinfeld/Nordstormarn.
Thematisiert wurde das Plastik-Problem überwiegend durch Impulsvorträge von Fachleuten. Dabei waren: Tina Ahrens, Geschäftsführerin der fünf Landwege-Märkte in Lübeck und Vorstand im BNN (Bundesverband Naturkost und Naturwaren), Oliver Wagner, Warenhausleiter des Famila Marktes in Reinfeld, Dennis Kissel, Geschäftsführer des AWSH (Abfallwirtschaft Südholstein), Marlies Fritzen, Abgeordnete im Landtag Schleswig-Holstein für die GRÜNEN und stellvertretende Landtagspräsidentin, Katja und Sven Seevers, Geschäftsführer und Gründer der Firma Superseven aus Wentorf (Südstormarn nahe Hamburg).
Tina Andres (Landwege-Märkte) berichtete lebhaft von alternativen Konzepten im Lebensmittelmarkt . Zum Beispiel von „Unverpackt“. Dabei bringen Kunden ihre eigenen Behälter (Dosen, Gläser, spezielle Beutelchen) mit in die Läden und bekommen an den Frischetheken ihre Ware darin abgefüllt. Dadurch werden Einwegverpackungen gespart! Oliver Wagner (Famila) erzählte, dass sie das offiziell nicht dürfen, aber bei einzelnen Kunden auf deren Bitte hin tun. Außerdem entsorgen sie, seit dem Plastikdrama in der Schlei (siehe unten), abgelaufene und nicht mehr verkaufbare Frischeprodukte wie Obst und Gemüse GETRENNT von den Verpackungen. Bisher wird im Einzelhandel meistens alles zusammen in den selben Müll geworfen und nicht getrennt. Auf Umwegen gelangen solche klein gekäkselten Verpackungen über den angeblichen reinen Biomüll überall hin – zum Beispiel in die Schlei (Ostseearm in Schleswig-Holstein).
Dennis Kissel (AWSH) berichtete, dass eigentlich auch in jeder privaten Bio-Mülltonne diverser anderer Müll zu finden ist. Überwiegend Plastik-Verpackungen, Plastik-Pflanztöpfe, etc. Er hat einen ziemlich coolen faltbaren Flyer zur Kampagne „Wir für Bio“ mitgebracht (Foto oben); mehr zur Kampagne siehe Website: https://www.wirfuerbio.de
Marlies Fritzen (Landtag SH für die GRÜNEN) berichtete über Möglichkeiten und Chancen aus der Politik dazu. Ihr Anliegen ist auch, nicht nur Handel und Industrie zu ändern und all das Plastik wieder aus den Meeren zu holen, sondern auch die Menschen zum Umdenken zu bewegen. Denn: Jeder Einzelne muss eine Veränderung wollen und danach handeln – d.h. auf Plastik verzichten, wo es möglich ist; natürlich Müll jederzeit richtig trennen und zum Beispiel nur noch bei Einzelhändlern kaufen, die nachweisbar eigene Bemühung zur Plastikvermeidung und -trennung leisten.
Frau Fritzen sagte u.a.: „Ich habe mich mal auf die Suche nach Toilettenpapier begeben, dass nicht in Plastik eingepackt ist – und es nicht gefunden!“. Als hätte es in einem Drehbuch gestanden, folgte ein Ruf aus dem Publikum von der Autorin dieses Artikels: „Doch, gibt es. Von einer Reinfelder Firma!“ Viele lachten, denn die Firma Smooth Panda, mit Sitz im Alfa-Park (dort wo auch erKant ihr Büro hat), ist ein StartUp mit ziemlich „grünen“ Ideen. Ausgangsbasis ist deren Toilettenpapier aus Bambus – verpackt in Papierkartons.
Gekrönt wurde diese, wirklich nicht abgesprochene Geschichte, dadurch, dass Grünen-Organisatorin Linda Witte als Danke für alle Redner des Abends Smooth-Panda-Pakete gekauft hatte und am Ende des Abends überreichte.
Doch: Menschen und ihre Gewohnheiten lassen sich nicht von einem Tag auf den Anderen ändern! Die Alternative?
Ebenfalls zu Gast waren Katja und Sven Seevers (Superseven). Ihre Firma entwickelt, produziert und handelt Verpackungen, die zu 100% biologisch oder technologisch wiederverwertet werden können. Sie haben mit ihren Produktideen bis jetzt 3 Awards gewonnen!
Damit Menschen, Industrie und Handel mit weniger schlechtem Gewissen an ihren Gewohnheiten festhalten können, haben sie doe Verpackungsmarke „Repaq“ entwickelt, deren Produkte TATSÄCHLICH wie Biomüll einfach „vergammeln“. Sie sind aus Cellulose, Zuckerrohr und Stärke – garantiert Plastikfrei, aber genauso zu benutzen! Angeboten werden von ihnen plastikähnliche Verpackungen wie Folien, Tüten und Flowpacks, Rollenwaren und Sachets, Stickpacks, Etiketten und Doypacks. Keine Ahnung was das alles ist? Guck nach unter: https://www.superseven.eu/de/produkte/
Heißt in der Summe für Leute, die einkaufen? Entweder eigene Behälter mit in den Laden bringen oder nur noch Produkte kaufen, die Plastikfrei eingepackt sind.
Quellen und weitere Infos:
- Plastik im Darm, Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/mikroplastik-113.html
- Nabu: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/muellkippemeer.html
- Plastikskandal in der Schlei: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Plastik-Skandal-in-Schlei-wohl-groesser-als-gedacht,schlei280.html
- Plastik-Konzept der EU: https://ec.europa.eu/germany/news/20180116-plastikstrategie_de